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Plastikfrei Leben: Die erste Woche Plastikfasten

von Sarah
Plastikfasten unverpackter Einkauf

[unbezahlte Werbung wegen Verlinkung! Alle Produkte wurden selbst gekauft!]

Gerade hat das Plastikfasten erst begonnen und schon ist die erste plastikfreie Woche vorbei. Zeit für eine erstes Zwischenfazit:

Was war gut?

Was lief schlecht?

Was kann noch optimiert werden?

Fangen wir zuerst einmal mit den positiven Dingen an.

 

 1. Glücklich Unverpackt: Plastikfrei einkaufen

 

Das erste Mal in einem Unverpackt – Laden und ich habe den Einkauf dort sehr genossen. Anstatt sich zwischen fünfzigtausend bunt verpackten Lebensmitteln durch einen Laden zu schieben, von dem Angebot überfordert zu sein und wieder stundenlang an der Kasse zu stehen, gab es Ruhe, ausgewählte Artikel und nette Menschen. Ein völlig neues Einkaufsgefühl. Mit eigenen Gläsern bewaffnet einen Laden zu stürmen, ist im ersten Moment noch komisch. Das System ist jedoch super simpel und der Laden sehr übersichtlich. Einfach die mitgebrachten Gläser wiegen, Gewicht festhalten und schon regnen die ersten Cerealien ins Glas. Hat schon fast etwas Meditatives. Nach erfolgreichem Einkauf sind Gefühle wie Stress völlig vergessen. Durch die Konzentration auf die wichtigsten Dinge ist der Einkaufskorb auch nicht so prall gefüllt wie sonst. Das erfreut meinen rechten Arm, der heute mal Ruhetag vom schweren Schleppen hat. Manchmal kann plastikfrei einkaufen so einfach sein. 😉

Plastikfasten unverpackt Essen

 

 

2. Plastikfreie Niederlage? Aus etwas Negativem kann auch etwas Positives entstehen!

 

Zu einem guten Start in den Tag gehören neben dem Becher Kaffee auch ein ausgewogenes Frühstück. Jeden Morgen erfreue ich mich an Sojajoghurt, frischen Früchten sowie Samen und Flocken. Dass meine Frühstücksroutine jedoch zu einem Problem beim Plastikfasten wird, habe ich nicht erwartet. Es gab wohl vor geraumer Zeit einmal Sojajoghurt aus Gläsern, dieser Hersteller hat jedoch irgendwann entschlossen, auf Plastik umzustellen. Gute und liebgewonnene Essgewohnheiten möchte ich jedoch ungerne für das Plastikfasten umstellen. Also begab ich mich auf die Suche nach einer Alternative, was mich zu der Frage brachte: „Kann man Sojajoghurt selbst herstellen?“

Jeder hat schon einmal von sogenannten Joghurt-Makern gehört. Aber die Anschaffung eines neuen Küchengerätes, was zudem noch Strom verbraucht, hört sich nicht nach einer wirklich guten Alternative an. Bei der Recherche stieß ich auf eine andere Methode der Joghurtzubereitung. Diese arbeitet mit vorherigem Erwärmen des Sojadrinks  und anschließendem Warmhalten der Masse. Der Joghurt wird hierbei mithilfe von Decken und Tüchern auf Temperatur gehalten. Um wirklich sicherzugehen, dass die Temperatur nicht zu stark absinkt, durften die befüllten Joghurtgläser mit meiner Wärmflasche kuscheln. Anschließend hieß es ausruhen, Füße hochlegen und nach ca. 10-12 Stunden den Joghurt in den Kühlschrank stellen. Dort reift der Joghurt noch einige Stunden nach. Bei dieser Methode bin ich zwar nicht komplett plastikfrei unterwegs, aber eine deutliche Reduzierung ist schon ein Schritt in die richtige Richtung!

Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass selbstgemachter Joghurt so einfach gelingt. Mein zukünftiges Vorhaben ist, einmal die Woche eigenen Joghurt anzusetzen. Das spart Plastik und schont zudem noch den Geldbeutel. Statt 1,79 € pro Becher kostet die gleiche Menge an selbsgemachten Joghurt gerade mal 0,63 € . Ich habe das mal fürs Jahr durchgerechnet und bin fast vom Stuhl gekippt. Wenn ich nur noch selbstgemachten Joghurt esse, spare ich 263 € im Jahr! Na, wenn das kein Grund ist, wöchentlich 15 Minuten Zeit zu investieren?

Plastikfasten - Sojajoghurt selbst gemacht

 

3. Plastikfreie Haarpflege: ShampooBars sind eine echt coole Sache

 

Vor ein paar Wochen dachte ich noch, dass Haare Waschen mit einem Stück Seife total umständlich ist. Jetzt muss ich meine Meinung revidieren und sagen, dass ShampooBars sehr unkompliziert in der Handhabung sind. Dank ShampooBars spart man richtig viel Plastik und es bleibt auch nicht immer so ein Rest in der Flasche übrig, der ohne Schere nicht zu erreichen ist. Außerdem liebe ich den Duft meiner neuen Haarseife.

Plastikfrei Haare waschen

Foto von Pixabay / Fotograf: heyerlein

 

4. Plastikfrei trinken: Deutsches Leitungswasser ist top

 

Durch einen Umstieg von PET – Flaschen auf Leitungswasser wird der Plastikmüll gleich drastisch verringert. Manche allerdings vermeiden Leitungswasser, weil es häufig sehr kalkhaltig ist. Für den Körper ist dies in keinem Fall schädlich, aber für den Gaumen nicht immer sonderlich schmackhaft. Auch wir konnten uns mit dem Geschmack von Leitungswasser nicht besonders anfreunden.

Zum Glück gibt es jedoch Wasserfilter. Mit diesen ist das Wasser im Handumdrehen entkalkt. Für uns eine gute Alternative zum bisher gekauften Wasser. Auch unterwegs sollten die umweltbelastenden PET – Flaschen der Vergangenheit angehören. So wurde die „Trinkflasche für Unterwegs“ wieder aus den Untiefen meines Schrankes geborgen. Sie darf jetzt jeden Tag mit zur Arbeit fahren und zweimal die Woche auch mit zum Sport.

Durch diese kleinen Veränderungen konnte ich bereits in der ersten Woche 14 PET-Flaschen einsparen. Das sind ca. 420 g Plastik. Aufs Jahr gerechnet kann ich so 22 kg Plastik einsparen! Was so ein paar vermeintlich leichte Plastiklaschen doch hochgerechnet wiegen können! Leitungswasser und Wasserfilter sind zudem wesentlich günstiger und sparen auch noch Zeit, da keine Pfandflaschen mehr umgetauscht werden müssen.

Plastikfasten - Leitungswasser trinken

Aber natürlich bin ich noch kein Profi in Sachen „plastikfrei leben“ und somit gab es auch einige Schwierigkeiten. Nicht immer ist es mir gelungen, komplett plastikfreie Tage zu verleben. Hier also meine Antwort auf die Frage „Was lief in der ersten Woche Plastikfasten nicht so gut?“

 

1. Plastikfrei unterwegs: Der Sonntagseinkauf in Holland

 

Gelegentlich fahren wir am Wochenende nach Roermond ins Outlet. Da es diesmal um einen Anzug für meinen Mann ging, habe ich mich in Minimalismus geübt und mal keine Kleidung gekauft. Nach einer erfolgreichen Shoppintour gehen wir anschließend gerne im holländischen Supermarkt einkaufen, zumeist recht hungrig und entsprechend müde vom Shoppen.

Was sonst immer für große Freude sorgte, war in Sachen Plastikfasten eine absolute Katastrophe. Beim Betrachten der Obst- und Gemüseabteilung ist es kaum fassbar, dass Deutschland ca. 10 kg mehr an Plastikmüll (pro Kopf und Jahr) produziert. Mittlerweile werden bereits einzelne Paprika wie auch Auberginen in Folie eingeschweißt. Das ist ähnlich lästig und völligst unsinnig, wie die in deutschen Supermärkten gern verkaufte „Salatgurke in Folie“.

Zu müde und völlig ausgehungert wanderten trotz aller guten Vorsätze gleich drei Produkte mit Plastikverpackung im Einkaufswagen. An vielen Lebensmitteln konnte ich meinen Hunger noch vorbei navigieren, aber ein komplett plastikfreier Einkauf ist mir an diesem Tag nicht gelungen. Zugegeben habe ich mich im Nachhinein ernsthaft ein bisschen dafür geschämt.

Plastikfasten - plastikfrei einkaufen

Foto von Pixabay / Fotograf: stevepb

 

2. Immer noch so viel Müll.

 

Auch wenn diese Woche vorwiegend plastikfrei eingekauft wurde, so stehen im heimischen Regal noch jede Menge Produkte ohne ökologische Verpackung. Da Wegwerfen absolute Verschwendung wäre, verbrauchen wir diese plastikverpackten Produkte natürlich noch. Dementsprechend ist der Mülleimer immer noch voll mit Plastikabfällen und das nervt mich gerade ein wenig.

 

3. 100 % plastikfrei – ein unerreichbares Ziel?

 

Momentan bin ich mir ehrlich gesagt noch nicht sicher, ob es gelingen kann, ganz ohne Plastik zu leben. Gerade bei solch alltäglichen Dingen wie Klopapier konnte ich noch keine alternative Verpackung entdecken. Noch habe ich nicht aufgegeben, bin aber ehrlich, dass ich das Toilettenpapier noch als schwerstes Produkt in der Challenge ansehe.

 

 

Plastikfasten - 100% plastikfrei?

Foto von Pixabay / Fotograf: Engin_Akyurt

 

Was ich diese Woche anders gemacht hätte? Sicherlich würde ich mit weniger Hunger und mehr Plan meinen letzten Einkauf gestalten. Hätte ich die beiden Punkte beachtet, wäre bestimmt kein Produkt mit Plastik in meinem Einkaufswagen gelandet. Ansonsten freue ich mich auf eine weitere plastikfreie Woche mit vielen tollen Erfahrungen. Manchmal kann es einfach so spannend sein, etwas Neues auszuprobieren!

 An dieser Stelle möchte ich mich schon mal bei Annanikabu und BUNDjugend bedanken. Durch die vielen Hinweise und die tolle Fastenidee war ich motiviert, mich der Gemeinschaft anzuschließen und mich der Challenge zu stellen.

 

Deine Meinung ist gefragt!

 

Wenn auch du dich für 40 Tage Plastikfasten entschieden hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Ging es dir ähnlich oder war es komplett anders?

 

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7 Kommentare

Carsten 26. Februar 2018 - 18:06

Hallo Sarah,

das klingt schon sehr gut und vor allem sehr motiviert. So weit, Dinge selber herzustellen, gehen viele erstmal nicht.
Plastikfreies Toilettenpapier gibt es übrigens hier: https://naturlieferant.de/online_laden/toilettenpapier/
Viel Spaß und Erfolg beim weiteren Plastikfasten!

Gruß,
Carsten

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Sarah 27. Februar 2018 - 11:36

Hallo Carsten,
vielen Dank für den Einkaufstipp! Da werde ich dann die Tage mal stöbern gehen 😉 Ist nur trotzdem schade das es in keinem Laden in meiner Nähe eine Alternative gibt. Langfristig muss ich wohl mal mit unserem Unverpackt Laden reden, damit dort noch sowas ins Sortiment aufgenommen wird.
Bin weiterhin mit voller Motivation dabei. Liegt aber auch an den vielen tollen Menschen, die ich dadurch kennengelernt habe und die vielen Tipps die man bekommt!
Liebe Grüße
Sarah

Reply
Carsten 27. Februar 2018 - 12:14

Hallo Sarah,

der Bremer unverpackt-Laden Selfair hat Toilettenpapier aus Bambus im Angebot, auch das gibt es online: https://www.smoothpanda.de/

Allerdings sagen sie selber, dass ein Wechsel von Recyclingpapier zu ihrem ökologisch nicht sinnvoll ist. Dafür ist es allerdings plastikfrei verpackt, und das in erheblich kleineren Packungen als das von mir verlinkte.

Auch Taschentücher aus Bambus gibt es dort, bisher die einzigen plastikfreien Taschentücher, die ich bisher gefunden habe. Abgesehen natürlich von waschbaren aus Stoff, die aber nicht jeder nutzen möchte.

Gruß,
Carsten

Reply
Sarah 1. März 2018 - 13:19

Hallo Carsten,

vielen vielen Dank für die ganzen Tipps. Da wir bisher auch kein Recyclingpapier nehmen wäre das evtl. eine Alternative. Nur der Gedanke einen ganzen Jahresvorrat an Klopapier zu ordern hält mich noch etwas davon ab 😉
Hast du dort denn schon mal bestellt und kannst was zur Qualität sagen?

Ganz liebe Grüße
Sarah

Reply
Carsten 15. März 2018 - 19:58

Hallo Sarah,

entschuldige bitte die späte Antwort.

Ich habe beides schon ausprobiert. Das Bambus-Toilettenpapier ist abgesehen von der Farbe vergleichbar mit dem Solo-Recyclingpapier von Aldi-Nord. Das Recyclingpapier von Satino Black ist nur zweilagig und schwach geprägt, daher recht glatt, dafür aber sehr reißfest. Da eine Rolle wesentlich mehr Blätter enthält als üblich, die sehr eng gewickelt sind, ist es kein Problem im Zweifel mehr Lagen zu nehmen.

Das Bambus-Papier gibt es in einer 8er-Packung, im unverpackt-Laden ggf. auch einzeln. Beim Recyclingpapier können auch einzelne Rollen bestellt werden.

SmoothPanda:
+ schnellwachsender Rohstoff Bambus
+ Gedacht als Alternative zu Nicht-Recyclingpapier
+ Plastikfreie Verpackung, bisher Pappe, jetzt Papier
+ 3 Lagen
+ FSC-zertifiziert
– 200 Blatt/Rolle
– Resourcenverbrauch statt Recycling
– Transport aus China notwendig

Black Satino:
+ Recyclingpapier
+ Cradle to Cradle zertifiziert
+ CO2-neutral produziert in NL
+ 700 Blatt /Rolle
+ plastikfreie Verpackung im Karton
– 2 Lagen
– schwach geprägt, glatt

Einen Versuch sind denke ich beide wert.

Gruß,
Carsten

Sarah 21. März 2018 - 08:49

Hey Carsten,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Leider habe ich Smooth Panda noch nicht im Unverpacktladen entdeckt. In welchen gehst du denn? Ich war bis jetzt immer in Essen.
Das Black Satino habe ich bis jetzt auch nicht gesehen, ich werde aber auf jeden Fall weiterhin ausschau halten.

Und noch mal vielen vielen Dank für deine Antwort!

Ganz liebe Grüße
Sarah

Carsten Neumann 21. März 2018 - 11:42

Hallo Sarah,

ich gehe zu SelFair in Bremen, dort gibt es SmoothPanda. Das Black Satino habe ich bisher auch nur online gesehen.

Gruß,
Carsten

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