Home Ernährung Zuckerfreie Ernährung? Du verzichtest ja auf alles! Wie du Konflikte vermeidest!

Zuckerfreie Ernährung? Du verzichtest ja auf alles! Wie du Konflikte vermeidest!

von Sarah
Zuckerverzicht Konflikte vermeiden

Wie ihr alle wisst, liegt uns die zuckerfreie Ernährung sehr am Herzen. Gerne reden wir immer wieder über die vielen Vorteile, die ihr durch den Verzicht auf Zucker genießen könnt. Heute möchten wir jedoch einmal über die negativen Seiten des Zuckerverzichts sprechen. Auch wenn es dir bei der Umstellung auf eine zuckerfreie Ernährung körperlich immer besser geht, kann es durchaus sein, dass dein Umfeld nicht positiv auf deine Umstellung reagieren wird. Zu oft lesen wir in vielen Facebook-Gruppen von Familienmitgliedern, die ärgerlich auf den Zuckerverzicht reagieren.

Eigentlich sollte man meinen, dass man gerade zu Beginn einer gesünderen Lebensweise Unterstützung aus der Familie erfährt. Da viele von euch darunter leiden, haben wir uns heute dazu entschlossen, unsere Erfahrungen einmal darzulegen. Wir wollen näher beleuchten, warum Freunde und Familie eher gereizt auf das Thema reagieren können und was du persönlich tun kannst, damit dein Zuckerverzicht Akzeptanz in deinem persönlichen Umfeld erfährt. Wir wissen das es nicht immer einfach ist Konflikte zu vermeiden, aber wir wollen zeigen wie es möglich ist.

 

Familientreffen mit Konfliktpotenzial

 

In meiner Familie ist es üblich, dass wir uns zu zwei festen Terminen im Jahr treffen. Der eine Termin ist an Weihnachten und der andere zu Ostern. Seit einigen Jahren ist dabei klar, dass ich zu diesen „Events“ etwas Selbstgebackenes zur Kaffeetafel beisteure. Als ich dieses Jahr – wie üblich kurz vor Ostern – mit meiner Mutter telefonierte und wir besprachen, wann wir denn zu Besuch kommen würden, kam für mich völlig unerwartet die Frage von ihr: „Was isst du denn dann? Du isst ja nichts mehr von dem, was wir backen!“ Hups, wo kam das denn her?

Da ich schon mehrfach mit meiner Familie über meine zuckerfreie Ernährung gesprochen hatte, hatte ich vorausgesetzt, auf Verständnis zu stoßen. Ich atmete ruhig und tief durch und antwortete in freundlichem Ton: „Na, wie auch sonst an den Feiertagen werde ich selbst etwas backen. Ihr könnt sehr gerne davon kosten, wenn ihr möchtet. Ich zwinge euch aber nicht!“

Konflikte vermeiden in der Familie

 

Vom Gefühl her war meiner Mutter das trotzdem nicht so ganz recht. Sowohl sie als auch meine Oma reagierten schon am Weihnachtsfest recht pikiert darauf, dass ich keines ihrer Plätzchen probieren wollte. Vorab wurde schon gefragt, ob sie Kekse mitbringen könnten. Ich sagte: „Ja klar! Jan isst die gerne“! Woraufhin mir die Frage gestellt wurde: „Und du? Isst du keine?“

Versteht mich nicht falsch: Ich liebe das Gebäck der beiden. Besonders das Spritzgebäck meiner Oma hat in unserer Familie eine lange Tradition! Aber so gerne ich es in den letzten Jahren gegessen habe, so gerne verzichte ich jetzt darauf und behalte es einfach so gut in Erinnerung, wie es immer war. Würde ich jetzt in solch einen Keks beißen, so weiß ich genau, dass er mir viel zu süß schmecken wird. Es wird nicht so schmecken wie am Weihnachten davor. Deswegen behalte ich es lieber so in Erinnerung, wie ich es immer gemocht habe.

 

Manchmal ist die Enttäuschung groß

 

Ich finde es wirklich schade, dass sich ein Teil meiner Familie durch meine zuckerfreie Lebensweise persönlich angegriffen fühlt . Dabei achte ich wirklich peinlichst darauf, nicht zu viel von dem Thema zu reden. Natürlich antworte ich gerne, wenn man mich etwas zu dem Thema fragt. Egal, ob es ein Rezept ist, ob es um die Auswirkungen der zuckerfreien Ernährung geht oder warum ich das überhaupt mache. Ich versuche keinen zu bekehren. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Art Missionierung der falsche Weg ist. Jeder muss für sich selbst erkennen, ob sein Zuckerkonsum zu groß ist und er etwas ändern sollte. Ich kann lediglich jeden zum Austausch einladen und Anregungen sowie Denkanstöße geben. Ich zeige auch nicht mit dem Finger auf jemanden, der sich anders als ich ernährt. Jeder Mensch ist für sich selbst und seinen Körper verantwortlich. Demnach sollte er auch frei entscheiden können, was er mit seinem Körper anstellt.

 

Nicht nur Zuckerverzicht auch Fleischkonsum hat Konflikpotenzial

 

Obwohl ich all diese Dinge weiß, bin auch ich nicht frei davon, falsch zu reagieren. So ist es mir gerade an Ostern mit dem Thema Fleischkonsum ergangen. Es wurde die Behauptung aufgestellt, dass ich mir ja Biofleisch leisten könne und andere Personen mit einem niedrigeren Einkommen eben nicht. Ich habe dann ziemlich unwirsch geantwortet, dass man so eine Aussage wohl nicht ernsthaft vertreten könne und man doch mal generell seinen Fleischkonsum überdenken müsse. Man müsse ja nicht jeden Tag Fleisch zu sich nehmen. Lieber gebe ich das Drei- oder Vierfache für biologisches Fleisch aus, aber dafür bitte nur einmal die Woche. Wie zu früheren Zeiten eben auch der klassische „Sonntagsbraten“ geschätzt wurde.

Innerlich regt mich das Thema zwar immer noch auf. Trotzdem weiß ich, dass meine Reaktion in diesem Moment nicht korrekt war. Der hohe Fleischkonsum ist in unserer Gesellschaft so anerkannt und fest verankert, dass es für die meisten Menschen einfach ganz normal ist, jeden Tag Fleisch zu essen. Nicht jeder ist bereit, den Fleischkonsum zu reflektieren und über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich persönlich habe auch viel zu lange die Augen vor den Fakten verschlossen – ganz nach der Vogelstraußtaktik. Dabei bin ich ganz ehrlich: Ich hätte auch unwirsch reagiert, wenn mir jemand erzählt hätte, wie viel Fleisch ich zu essen habe.

 

Die Sache mit dem inneren Schweinehund

 

Und genau wie es sich beim Thema Fleisch verhält, so ist es auch beim Zucker. Der hohe Zuckerkonsum ist fest in unserer Gesellschaft verankert und erscheint als normal. Wenn du von dieser „Norm“ abweichst, bist du der Sonderling. Auch wenn du es nicht provozierst, so hältst du zumindest unbewusst den Menschen in deinem Umfeld einen Spiegel vor! Indirekt zwingt sie das dann zum Nachdenken. Allein dadurch, dass sie die Frage beschäftigt, warum du auf Zucker verzichtest. Natürlich möchte niemand von uns sich eingestehen müssen, eventuell einen Makel zu haben.

Genau deswegen werden vermutlich viele  aus deinem Umfeld auf die Strategie der Verteidigung umschalten. Ihr Revier ist das Gewohnte, quasi die Komfortzone! Du mit dem Zuckerverzicht passt leider gerade gar nicht mehr da rein. Denn das schlechte Gewissen plagt dein Gegenüber und eine Veränderung bei den Essensgewohnheiten wäre für dein Gegenüber unbequem. Deshalb isst DU mal lieber wieder schnell Zucker. Dann kann sich dein Gegenüber wieder gut fühlen. Das ist eine ganz natürliche Verhaltensweise. Für alle, die es nicht schaffen, ihre Ernährung zu ändern, bist du gerade recht unbequem.

In Gesellschaft essen ohne schlechtes Gewissen

 

Aber kennen wir das selbst nicht noch von uns aus früheren Zeiten? Wir hatten bereits ein üppiges Mahl, wollen aber noch ein Eis. Wir wissen genau, dass wir bereits genug gegessen haben. Um unser Gewissen zu beruhigen, animieren wir andere dazu, mit uns gemeinsam ein Eis zu essen. Nur wenn wir Verbündete finden, greifen wir zum Eis. Wir fühlen uns besser, wenn wir sagen können, dass Anna und Paul auch noch ein Eis gegessen haben. Ohne die Beiden würde der innere Schweinehund kein Auge und wir müssten uns wohl oder übel vom Nachtisch verabschieden. Wir schaffen uns somit ein „gutes Gewissen“, wenn wir nicht alleine naschen.

Mein Beispiel lässt sich dabei nicht nur aufs Essen übertragen. Gerade beim Alkoholkonsum kommt diese Strategie häufig vor. Wir animieren andere zum Mittrinken und verspotten Menschen, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – auf Alkohol verzichten. Eigentlich ein recht abartiges Verhalten und trotzdem hat es jeder von uns schon einmal an den Tag gelegt. Ich selbst schließe mich da keineswegs aus. Auch hier suchen wir nach Verbündeten, bilden ein Rudel, einen Clan und wollen ihn zusammenhalten. Der Alkohol verbindet uns, schafft eine Gemeinsamkeit zwischen den einzelnen Personen.

 

sich in den anderen hineinfühlen hilft

Aus diesem Grund solltest du Verständnis für deine Mitmenschen aufbringen, wenn sie das nächste Mal dein zuckerfreies Leben, deinen Vegetarismus, deinen Veganismus etc. kritisieren. Sie versuchen sich nur selbst damit zu schützen. Sie möchten in ihrer Komfortzone und ihrem gewohnten Muster verbleiben. Du hast ihnen etwas voraus, da du dich zu einer Veränderung entschlossen hast. Das weckt Neid, wenn man selbst vielleicht auch gerne etwas ändern möchte, es aber nicht schafft.

Wie gehst du also am besten mit solchen Angriffen um? Das Wichtigste zuerst: Bleib cool! Atme tief durch! Antworte sachlich, nimm Emotionen aus dem Gespräch. Du weißt, warum du das tust. Für dich selbst! Denk daran, wie gut es dir mit deinem zuckerfreien Leben geht! Versuch keinen zu bekehren. Gib ruhig Anregungen, wenn die Menschen dich interessiert zu dem Thema fragen. Sag ihnen aber nie, dass sie das am besten auch mal ab jetzt machen sollten. Lass deine Mitmenschen selbst erkennen, dass sie etwas ändern sollten. Wenn sie diese Erkenntnis gewonnen haben, werden sie sich erneut an dich wenden und mit weiteren Fragen zu dem Thema kommen. Nur wenn du dich selbst zurücknimmst, gibst du anderen die Chance, sich selbst weiterzuentwickeln.

 

Essen gehen mit Freunden ohne Konflikte

Dazu noch ein kleines Beispiel. Als ich mit meiner zuckerfreien Ernährung begann, habe ich nicht nur diese Gewohnheit verändert, sondern meine kompletten Essgewohnheiten. Über Clean Eating hin zum größten Teil vegan. Das binde ich nun wirklich nicht jedem auf die Nase. Wenn ich nur noch durch die Welt laufen würde und jedem sagen würde: „Ich esse zuckerfrei, clean und vegan.“, dann würden mich eine Menge Personen vermutlich schräg anschauen. Vielleicht denken sie sogar: „Die spinnt!“ und als nächstes ernte ich einen dummen Kommentar.

Deswegen sitze ich im Restaurant meistens schweigend über meiner Karte und scanne sie nach veganen und möglichst zuckerfreien Gerichten. Manchmal werde ich auch beim Bestellen verwundert gefragt: „Nimmst du das Vegetarische?“ „Ja, ich nehme das vegetarische Gericht“. Meistens wähle ich sogar das vegane Gericht, was viele Menschen aber gar nicht registrieren. Sie erkennen nur, dass kein Fleisch enthalten ist.Mehr sage ich aber nicht zu meiner Auswahl. Natürlich könnte ich meine Mitmenschen sofort korrigieren und ihnen sagen, dass ich sogar das vegane Gericht gewählt habe und ihnen genau darlegen, warum ich das mache. Das mache ich aber nicht, denn ich weiß, wie wenig das auf Gegenliebe stoßen wird. Ich möchte meinen Freunden und vor allem auch mir selbst ja schließlich einen schönen Abend gönnen und nicht in Streit ausbrechen.

 

„Nein, danke!“ genügt manchmal

 

Auch am letzten Sonntag, als wir mit der Familie spazieren waren und alle zum Schluss zur Eisdiele gingen, stellte ich mich brav mit in die Warteschlange. Wir waren ja schließlich gemeinsam unterwegs. Als dann eine Sammelbestellung abgefragt wurde, kam die Frage „Du auch ein Spaghettieis?“. „Nein, danke. Ich nehme kein Eis“. „Gar kein Eis?“ „Nein, danke!“

Damit war das Thema erledigt. Es fragte auch keiner mehr nach. Es wird akzeptiert. Wenn ich stattdessen geantwortet hätte, dass doch alle wissen müssten, dass ich keinen Zucker esse und deswegen auch kein Eis. Außerdem sei Zucker ja eh nicht gesund ….. etc. Merkt ihr was? Je nach Wortwahl provoziere ich meine Mitmenschen. Das muss nicht sein!

 

5 Tipps um Konflikte zu vermeiden

Hier also noch einmal zusammengefasst was du beachten solltest um ein Streitgespräch zu vermeiden:

  1. Nicht jeden/andauernd auf deine neue Ernährung hinweisen

  2. Bei Angriffen ruhig bleiben

  3. Sachlich antworten.

  4. Nur das beantworten was gefragt wurde

  5. Anregungen / Erläuterungen geben wenn dein Gegenüber nachfragt

Meistens dauert es eine längere Zeit bis dich, Freunde und Familie auf deine neue Ernährung ansprechen. Dann sind sie jedoch auch interessiert und offen für das Thema. In solchen Fällen erläutere ich gerne wie es mir damit geht und warum ich das machen. Das sind dann sehr nette Gespräche, die fern ab von einem Streit ablaufen.

 

Deine Meinung ist gefragt!

Wie geht es dir mit dem Thema? Konntest du bereits ähnliche Erfahrungen sammeln? Was sind deine Besten Strategien um Konflikte zu vermeiden?

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2 Kommentare

Claudia 30. Mai 2018 - 16:32

Hallo Sarah,
Schöner Beitrag! Auch ich verhalte mich eher defensic und versuche nicht andere zu missionieren. Was mich allerdings nervt ist, dass sobald ich mich als Vegetarier oute, alle anderen anfagen sich über Fleisch und ihre liebsten Fleischgerichte zu unterhalten. Völlig schmerzfrei und schamlos.
Liebe Grüße Claudia

Reply
Sarah 30. Mai 2018 - 17:02

Hallo Claudia,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Das mit den Fleischgerichten ist ja nicht so nett. Ich habe mir da noch nie so Gedanken zu gemacht, aber wenn ich genauer darüber nachdenke unterhalten sich die Leute sehr gerne und häufig über ein gutes Stück Fleisch. Anscheinend ist in unserer Gesellschaft besonders anerkannt, wenn man ein gutes Steak gegrillt hat. Bei Gemüse kommt solch ein Gespräch eher selten vor oder es handelt sich um absolute Saisonware wie z. B. Spargel.
Man kann nur hoffen, dass unser Fleischkonsum in naher Zukunft einen Wandel erfährt!

Liebe Grüße
Sarah

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